Californication: Street Portraits
In den zahlreichen Debatten um die exakte Definition der Straßenfotografie wird auch der Bereich der Straßenporträts eingehend erörtert. Manche Fotografen beharren darauf, dass Straßenfotografie „richtungslos“ sein muss, und der Fotograf sollte das Geschehen einfach so einfangen, um die maximale Authentizität der Bilder zu gewährleisten. Es ist zweifellos faszinierend, ein externer Beobachter zu sein, der interessante, absurde, surreale oder gar banale Szenen festhält. Gleichzeitig gibt es jedoch Befürworter, die argumentieren: Es sei mitunter lohnenswert, den Modus des bloßen Beobachters zu verlassen und aktiv an der Szene teilzunehmen.
Wenn ich ganz aufrichtig sein darf, beuge ich mich solchen Regeln nicht! Warum auch und wer definiert überhaupt diese Regeln? Ein exemplarisches Beispiel hierfür findet sich im berühmten Foto „Gun 1“ von William Klein. Das Bild zeigt einen kleinen Jungen, der eine Spielzeugpistole auf die Kamera richtet. Obwohl dieses Straßenporträt bedrohlich und eigenwillig erscheint, erklärte Klein selbst, er habe den Jungen angewiesen, die Waffe auf die Kamera zu richten und „hart auszusehen“. Na und? Ist das verwerflich? Ich denke keineswegs, es ist ein beeindruckendes Bild, und genau darum geht es!
Ist allein die Wahrheit und Authentizität entscheidend für ein gutes Bild? Wohl kaum, die Beispiele in diesem Beitrag sprechen eine andere Sprache. Ein Straßenporträt sollte die Spontaneität der Straßen einfangen und gleichzeitig die Essenz der dargestellten Person oder des Moments einfangen. Ja, und das lässt sich natürlich auch heute mithilfe der beschriebenen Text-zu-Bild-Generatoren realisieren. Wer sich intensiv mit dem Straßenporträt auseinandergesetzt hat, kennt die Wirkung und Struktur. Diese kann man selbstverständlich reproduzieren, immer wieder mit neuen Protagonisten und an anderen Orten.
Der Schlüssel zu einem herausragenden Straßenporträt liegt darin, sich mit dem Motiv vertraut zu machen, was eine gewisse Nähe zum Thema erfordert, aber auch nicht mehr. Früher durchstreiften Maler die Straßen und Landschaften, zückten ihre Skizzenblöcke, um das Beobachtete festzuhalten. Anschließend begaben sie sich in ihre Ateliers und schufen aus diesen Skizzen ihre großartigen Meisterwerke. Und nun, da ich meinen geistigen Skizzenblock benutze, die KI bemühe, um diese Bilder zu gestalten, soll das weniger authentisch sein?
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